Suche

Nachricht

05.06.2022 Kategorie: Gemeinde

Gottes Wort zum Pfingstfest

Von Pfarrer Paul-Gerhard Feilcke am 5. Juni 2022

Das Predigtwort am Pfingstsonntag steht im Evangelium nach Johannes (Kapitel 16, Vers 7):

Jesus Christus spricht: Ich werde den Tröster zu euch senden. Und wenn er kommt, wird er der Welt die Augen auftun.  

Liebe Leserinnen & Leser,

»Sehen Sie jetzt besser, Herr Feilcke? Ist es so klarer?« Der Augenarzt passte an seinem Gerät die Sehstärke an und ließ mich mehrere Glasstärken ausprobieren. Die beste Sehstärke sollte für meine neue Brille herausgefunden werden. Es lief alles, wie ich es seit Kindheitstagen kenne. Auch als dann einige Zeit später die neue Brille da war, passierte Altbekanntes: Ich musste mich erst einmal an sie gewöhnen, an das neue Gestell, daran, alles nun wieder etwas schärfer zu sehen.

Jesus beschreibt den Geist Gottes auch als etwas, das uns schärfer sehen lässt. Das gilt nicht nur für die Schönheit der Welt – das Glück oder den Segen, die wir erfahren dürfen, sondern das gilt auch für die traurigen, unbequemen und dunklen Seiten des Lebens. Da wo wir Probleme, Not, Leid und Verlust erleben müssen.

Pfingsten 2022: Es ist nicht immer angenehm schärfer zu sehen, auch dieser Tage. Wenn Kriegsverbrechen in der Ukraine ans Licht kommen. Wenn Versäumnisse in unserem Miteinander offen zu Tage treten und wir merken, wo wir einander aus den Augen verloren oder verletzt haben. Wenn wir merken, dass gewisse Dinge zwischen uns, in den Familien, auf Arbeit, mit den Menschen, die uns wichtig sind und die wir lieben – wenn wir merken, dass da eine Spannung, ein zerrüttetes Vertrauen, einfach Dinge dazwischen sind, die uns und unser Miteinander hemmen.

Da hilft dann oft auch nicht der Versuch, vieles durch die bekannte rosarote Brille sehen zu wollen, die alles wieder passend und stimmig zu machen versucht. Diese Brille passt auch nicht wirklich zu Pfingsten und zu unserem Glauben. Sondern an Pfingsten lädt Gott uns ein, dieses Jahr vielleicht noch stärker im Zeichen von Krieg und Krisen, sich einmal zurück zu nehmen, nachzujustieren, wahrzunehmen, was dieser Tage im eigenen Leben und im eigenen Umfeld gut läuft und was nicht. An Pfingsten 2022 und auch an Pfingsten generell sollte es darum gehen, Gott zu bitten, dass er uns wache Augen gibt, die sehen und begreifen, was bei uns und in der Welt geschieht. Es geht darum Gott und seinem guten Geist zu vertrauen, dass er da ist und wirkt, im Guten auch dann, wenn etwas schwer oder gar falsch läuft.

Das Vertrauen in diesen guten Geist Gottes, der uns an Pfingsten durch Jesus Christus geschenkt ist, wünsche ich uns allen, dieser Tage. Frohes und gesegnetes Pfingstfest. 

Ihr Pfr. Paul-Gerhard Feilcke

(Foto Pfarrer Paul-Gerhard Feilcke)

Beitrag von Pfarrer Paul-Gerhard Feilcke