Das Predigtwort am 3. Sonntag vor dem Beginn der Passionszeit steht im Buch des Propheten Jeremia (Kapitel 9, Verse 22 und 23):
So spricht der HERR: Ein Weiser rühme sich nicht seiner Weisheit, ein Starker rühme sich nicht seiner Stärke, ein Reicher rühme sich nicht seines Reichtums. Sondern wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, dass er klug sei und mich kenne, dass ich der HERR bin, der Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit übt auf Erden; denn solches gefällt mir, spricht der HERR.
Die Andacht von und mit Pfarrer Paul-Gerhard Feilcke steht Ihnen bei YouTube zur Verfügung:
Am Ende des Beitrags steht GOTTES WORT ZUM SONNTAG zusätzlich als PDF Datei zur Verfügung.
GOTT der vollkommene MEISTER!
Liebe Leserinnen & Leser,
ich erinnere mich noch vage an die Zeit, als ich in der Schule Gedichte bzw. Balladen lernen und aufsagen musste. Kommen Ihnen folgende Worte bekannt vor?
»Herr, die Not ist groß! / Die ich rief, die Geister / werd’ ich nun nicht los!«
So klagt »Der Zauberlehrling« in Goethes gleichnamiger Ballade. In einer solchen Situation befanden sich im März vor 10 Jahren die Betreiber eines Kernkraftwerkes in Fukushima in Japan. Durch ein großes Erdbeben war es zur Katastrophe in vier von sechs Reaktorblöcken gekommen, wodurch Radioaktivität freigesetzt wurde. Die Folgen waren verheerend: Luft, Wasser und Böden der näheren Umgebung wurden kontaminiert. 100.00 bis 150.000 Menschen mussten das Gebiet vorübergehend oder dauerhaft verlassen. Es klingt fast wie ein Wunder, dass in all den Jahren danach nur ein Todesopfer durch Strahlungseinwirkung bekannt wurde. Heute, zehn Jahre nach dem Unglück, weiß aber auch nicht, inwieweit die zum Strahlenschutz gebaute Ummantelung des geborstenen Reaktors standhalten wird. Fukushima, wie auch Tschernobyl zeigen, dem Erfindergeist des Menschen ist es zwar gelungen, mit der Atomkernspaltung gewaltige Naturkräfte freizusetzen und zu benutzen, aber die Katastrophen machen auch deutlich, dass wir uns immer wieder auf schwankendem Boden bewegen. Auch in der Medizin ist dies die letzten zwei Jahre deutlich geworden. Sicher, es konnten recht schnell Impfstoffe gegen das Corona-Virus entwickelt werden und doch fordert uns diese Katastrophe tagtäglich neu heraus und wir müssen mit ihr und ihren Folgen leben.
In solchen Zeiten, so erinnert uns unser Predigttext, tun wir gut daran, Gott nicht zu vergessen und uns an ihn zu erinnern. Bescheidenheit gegenüber Gott und seiner geschaffenen Welt ist angebracht, in Zeiten von Krisen. Denn wir müssen uns immer wieder, trotz aller wissenschaftlichen Hochleistungen unsere eigenen Begrenzungen und Schwächen eingestehen. ER allein, Gott, so meint der Prophet Jeremia, ist es, der Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit in Gänze geben kann. Kurzum, um es in Anlehnung an Goethes Zauberlehrling zu sagen: Gott allein ist der vollkommene »Meister«, wir geraten nur allzu bald in die Rolle des »Zauberlehrlings«. Ihm, Gott, dürfen wir auch vertrauen, wenn wir nicht mehr ein noch aus wissen, wenn uns die Kräfte schwinden oder wenn gar die Not groß ist. Nehmen wir Gottes Hilfsangebot in Jesus Christus an, so verspricht er, an unserer Seite zu bleiben und uns genau das zu geben, was wir brauchen.
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag. Bleiben Sie gesund an Leib und Seele. Gott gehe mit Ihnen dieser Tage.
Ihr Pfr. Paul-Gerhard Feilcke