Das Predigtwort am 6. Sonntag nach Ostern steht im Neuen Testament der Bibel, im Brief des Apostel Paulus an die Gemeinde in Rom (Kapitel 8, Vers 28):
Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken.
Am Ende des Beitrags steht GOTTES WORT ZUM SONNTAG zusätzlich als PDF Datei zur Verfügung.
Liebe Leserinnen & Leser,
vor knapp zwei Jahren, als wegen Corona ganze Flughäfen und Fluggesellschaften zeitweise den Betrieb einstellen mussten, trug sich folgende Begebenheit auf einem deutschen Flughafen zu:
Ein Flugkapitän wollte in diesen Tagen, da er im wahrsten Sinne des Wortes auf dem Boden der Tatsachen bleiben musste, seinen beiden Söhnen einmal zeigen, wie es in einem Cockpit aussieht. Als sie darinnen waren, geschah folgendes: Der eine Sohn erschrak über all die Lämpchen und Lichtzeichen, über all die Knöpfe zum Drücken und Drehen und über all die Hebel rings um den Pilotensitz. Erschrocken fragte er: »Papa, wie kannst du damit fliegen? Und wie kannst du damit heil landen?« Der andere Sohn staunte, freute sich und sagte darauf: »Das kann Papa alles drücken.« Dann setzten sich beide Söhne auf ihre Plätze und schnallten sich an, während der Papa sich auf seinen Sitz setzte und im Spielen vorgab zu starten und mit den beiden Söhnen zu fliegen.
Beide Söhne, auch der etwas Ängstlichere, hatten bald darauf ihren Spaß an der Sache. Beide waren irgendwann gleich sicher, weil sie wussten, dass der Papa alles im Griff hatte. So wie den beiden Söhnen kann es uns auf unserer Lebensreise zuweilen ebenfalls gehen. Manchmal, da ist das Leben einfach nur schön und wir erfreuen uns an dem, was wir erleben. Manchmal aber kann uns auch die Sorge oder gar Angst einholen, beispielsweise vor der Zukunft, die dieser Tage aufgrund von Ukrainekrieg, Corona-Krise und hoher Teuerung für viele sehr ungewiss ist.
Ich habe es in den letzten Jahren leider miterleben müssen, dass Menschen gerade dann, wenn Sorgen und Ängste das eigene Leben einholen, das Wichtigste verlieren: das Vertrauen zueinander und das Vertrauen in einen haltenden und kräftigenden Gottesglauben. Dieses Gefühl des Vertrauens, der Nähe zueinander und damit auch der Nähe zu Gott, ging und geht vielen Menschen unserer Tage verloren. Was bleibt ist oftmals einfach nur die Existenz in der Welt und das Gefühl, ihr ausgeliefert zu sein.
Genau gegen dieses Gefühl steht der Appell des Apostel Paulus in unserem heutigen Predigtwort. Als Christen mögen wir in der Welt leben, aber wir sind in letzter Konsequenz nicht nur ein Teil von ihr. Als Christen mögen wir, wie vielleicht viele andere Menschen dieser Tage, das Gefühl haben, im Strudel der Ereignisse einfach mitgerissen zu werden, aber der Glaube versichert uns, dass Gott auch hier an unserer Seite bleibt. Gott steht für uns ein, vielleicht unmerklich und unsichtbar, aber doch stark. Er begleitet uns in der Welt und gibt uns Kraft.
Von Martin Luther wird erzählt, dass er sich in Stunden des Zweifels und der Furcht mit einem Trick half: Mit Kreide schrieb er auf eine Tischplatte vor sich unter die Tischdecke: »Baptizatus sum.« – »Ich bin getauft.« Taufe. Die elementare Vergewisserung der unmittelbaren Nähe Gottes. Kamen die Zweifel zurück, hob Luther die Tischdecke hoch, um es sich selber vorzulesen: »Ich bin getauft.«
Aus diesen Worten klingt bis heute das sichere Vertrauen heraus, dass Gott sich um mich und für mich sorgt und dass alles zu meinem Besten einmal sein wird. Es ist eine große Aufgabe, vielleicht sogar eine Lebensaufgabe, das glauben zu können.
Ich wünsche Ihnen von ganzem Herzen diesen Glauben von Luther und Paulus. Gottes Friede, der höher ist als alle unsere Vernunft, bewahre Sie und ihr Leben, in den Händen Jesu Christi, unseres Herrn. AMEN!
Ihr Pfr. Paul-Gerhard Feilcke.