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29.08.2021 Kategorie: Gemeinde

Gottes Wort zum Sonntag

Von Pfarrer Paul-Gerhard Feilcke für den 29. August 2021

Das Predigtwort für Sonntag steht im 1. Buch Mose (Kapitel 4, Verse 3 bis 5 und 8):

Und es begab sich nach etlicher Zeit, dass Kain und Abel, die Söhne von Adam und Eva, dem HERRN Opfer darbrachten. Kain brachte von den Früchten seines Feldes. Und Abel brachte eines von den Erstlingen seiner Herde. Und der HERR sah gnädig auf an Abel und sein Opfer. Das Opfer Kains sah er nicht gnädig an. Da ergrimmte Kain sehr und senkte finster seinen Blick. (…) Und Kain sprach zu seinem Bruder Abel: Lass uns aufs Feld gehen. Und es begab sich, als sie auf dem Felde waren, erhob sich Kain gegen seinen Bruder Abel und schlug ihn tot.

Am Ende des Beitrags steht GOTTES WORT ZUM SONNTAG zusätzlich als PDF Datei zur Verfügung.

VERWERFUNG IST NICHT DAS LETZTE WORT

Liebe Leserinnen & Leser,

ein Blick dieser Tage hinaus in unsere Welt lässt uns, wenn wir die Augen vor der Realität nicht verschließen, erkennen: Unsere Welt ist voll von Neid, Hass und bösen Taten, bis hin zu Krieg, Terror und Zerstörung. Dabei wird es meist immer schwerer die Zusammenhänge zu durchschauen, doch meist gilt immer noch das seit Jahrtausenden gleich gebliebene Prinzip: Die einen sind Täter, die anderen Opfer. Manchmal gilt auch beides zusammen. Gleich bleibt aber auch: Schuldig werden in gewisser Weise alle. Selbst Worte können verletzen oder innerlich vernichten. Man kann es darauf anlegen, andere »fertig zu machen«, auch ohne dabei mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten.

Der Brudermord in der biblischen Urgeschichte, wir haben es oben lesen können, fängt im Denken, also in der Gesinnung an. Man kann irgendwie im ersten Augenblick sogar verstehen, dass Kain »ergrimmt«, also »erzürnt« und »finster seinen Blick senkt«. Gott hat Abels Opfer gnädig angenommen, aber nicht das Opfer Kains. Das macht Kain neidisch und eifersüchtig auf seinen Bruder. Gott verteilt sein Wohlwollen und damit das Glück und das Wohlergehen offenbar unterschiedlich. Das heißt wohlgemerkt nicht, dass er diejenigen Menschen verworfen hat, die es im Leben schwer haben oder Tag ein Tag aus, ihre Mühe und Plage haben.

Die Frustration Kains schlägt schließlich in Aggression um, statt dass er sie verarbeitet und versucht daran zu wachsen. Kain vernimmt zwar sein Gewissen und dadurch eine Warnung Gottes, das Böse nicht über sich herrschen zu lassen. Trotzdem bringt er seinen Bruder am Ende um.

Doch Gott bekommt das mit. Die Spuren unserer Fehler und Vergehen, die natürlich nicht solche Ausmaße annehmen müssen wie bei Kain, lassen sich zwar manchmal vor anderen Menschen erfolgreich verbergen, aber nie vor dem unbestechlichem Blick Gottes. Auf die Tat, so lesen wir im Bibeltext weiter, folgt die Strafe durch den Richterspruch Gottes. Kain, der Sesshafte, muss unstet umherirren und bleibt von anderen Menschen isoliert. Er selbst hat ja die Gemeinschaft mit Gott und den Menschen mutwillig abgebrochen.

Doch hier kommt nun ein Ende, bei dem man genau hinschauen muss, will man diese Geschichte nicht mit einem katastrophalen Ende a la Shakespeare-Drama verstehen. Der Totschlag Kains und seine anschließende Verwerfung sind nicht das letzte Wort in dieser Geschichte. Sie zeigt uns weiter, dass Gott das letzte Wort als ein Wort des Erbarmens spricht. Er macht ein Zeichen an Kain, das einerseits anzeigt, dass er Schuld auf sich geladen hat. Es zeigt aber andererseits auch an, dass Kain immer noch unter Gottes Schutz steht und nicht zum Abschuss freigegeben ist.

Die Geschichte von Kain und Abel zeigt uns: VERWERFUNG IST NICHT DAS LETZTE WORT. Auch nicht unter uns Menschen. Gott hat uns Menschen nicht aufgegeben. Er lässt immer wieder durch Jesus Christus einen neuen Anfang zu. Das ist die Hoffnung, die kraftvolle Botschaft unseres christlichen Glaubens. Diese Botschaft gilt allen Menschen. Denen die offenkundig und auch denen die verborgen an anderen schuldig geworden sind. Wenn wir an die Gnade Gottes glauben, die er uns im Glauben an Jesus Christus zu Teil werden lässt, gilt: VERGEBUNG STATT VERWERFUNG. Dann halten wir es aus, in einer gespaltenen Welt zu leben – so wie es später auch Jesus ausgehalten hat. Dann halten wir die Zerrissenheit unserer Freiheit in einer unvollkommenen und leidenden Welt aus. Wenn wir an die Gnade Gottes glauben, dann halten wir es auch in einer Kirche aus, die immer wieder Schuld auf sich geladen hat und auf sich lädt und die trotzdem in ihrem Wesenskern das Wort Gottes als helle Botschaft hat. Wenn wir an die Gnade Gottes glauben, die er uns im Glauben an Jesus Christus zu Teil werden lässt, dann können wir uns privat und in der Gesellschaft für Andere einsetzen, wohl wissen, dass wir nicht alles besser machen werden, das aber auch nicht erreichen müssen.

Dieser Glaube lässt uns zu einer lebendigen Brücke werden, denn wir kenne den Segen und das Erbarmen Gottes in einer unvollkommenen Welt. Was für ein Kraft gebender und entlastender Glaube zugleich ist das, gerade in diesen Zeiten, gerade auch in diesen unseren Tagen.

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag. Gott beschenke Sie mit seiner vergebenden Güte und Liebe, jeden Tag neu. Auch sind Sie herzlich eingeladen, zu unseren wieder stattfindenden Sonntagsgottesdiensten. Kommen Sie doch einfach wieder einmal vorbei!  

Ihr Pfr. Paul-Gerhard Feilcke 
(Vakanzvertreter)

(Foto Pfarrer Paul-Gerhard Feilcke)

Beitrag von Pfarrer Paul-Gerhard Feilcke