Das Predigtwort am 1. Sonntag nach Trinitatis steht im Lukasevangelium (Kapitel 16, Vers 26):
Und zu diesem allen ist zwischen Gott und uns eine große Kluft.
DIE BRÜCKE ZU GOTT!
Liebe Leserinnen & Leser,
Anfang des Jahres 2000 starb der Schauspieler und Regisseur Bernhard Wicki. Er ist einem breiten Publikum bis heute vor allem durch seinen Antikriegsfilm »Die Brücke« bekannt geworden. Er handelt von einer Gruppe von sieben 16-jährigen Jugendlichen, die in den letzten Kriegstagen des 2. Weltkrieges mit dem Auftrag zum Volkssturm eingezogen werden. Sie sollen eine strategisch bedeutungslose Brücke gegen die heranrückenden Amerikaner verteidigen. Dabei kommen sechs der sieben Jugendlichen ums Leben. Der letzte Jugendliche kehrt voller Verzweiflung nach Hause zurück.
Lange vor den Kriegen der heutigen Postmoderne machte der Film von Bernhard Wicki den Zuschauern und Zuschauerinnen klar, wie schrecklich das Sterben im Krieg ist, welche Seelenschäden diese Erlebnisse hervorrufen und wozu fehlgeleitete bzw. manipulierte Menschen in der Lage sind. Damit hat Wicki die Gesellschaft der 60er-Jahre der Bundesrepublik beeinflusst. Aber eigentlich hat sein Werk auch bis heute, gerade in diesen Sommertagen vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine keinen Wert verloren. Sowohl auf der großen politischen Ebene wie auch im persönlichen Leben, hat der Film eine hoch aktuelle Botschaft, auch für uns. Auch in unserem Leben, so der Eindruck vieler Menschen in unserem Land – vor allem nach Jahren der Pandemie und nun auch in den Tagen der Inflation – scheinen wir oft vergebens oder auf verlorenem Posten zu kämpfen. Manchmal entsteht dieser Eindruck vielleicht auch dadurch, weil wir dem falschen Auftraggeber auf den Leim gehen. Wir beschäftigen uns mit Nichtigem und verfehlen damit, was in unserem Leben eigentlich wichtig ist, beispielsweise die Familie oder liebe Menschen, die uns in Zeiten wie diesen zur Seite stehen und Halt und Kraft geben. Ähnlich ist das auch mit unserer Stellung zu Gott, als dem Herrn und Schöpfer des Lebens. Gott fragt jeden Einzelnen und jede Einzelne von uns im eigenen Leben immer wieder an, ob wir etwas mit ihm zu tun haben möchten, ob wir ihm Glauben und Vertrauen schenken möchten, ob wir ihn als guten Auftraggeber mit den richtigen Ratschlägen und Handlungen für unser Leben ernst nehmen wollen. Gott baut uns quasi, analog zum obigen Filmtitel, im Leben immer wieder Brücken zu ihm hin. Denn dass zwischen ihn und uns eine Kluft besteht, die überwunden werden muss, versteht jeder der sich seine eigene Begrenztheit und Fehlerhaftigkeit vor Augen führt. Die Frage ist: Überschreiten wir sie auch, diese von Gott uns angebotene Brücke. Denn wie bei jeder Brücke zählt am Ende, dass wir gut und wohlbehalten rüberkommen, also auf der anderen Seite ankommen. Am Ende zählt, ob wir bei Gott ankommen wollen, nicht nur am Ende unseres Lebens, sondern immer wieder neu, jede Woche, jeden Tag. Das zählt.
Ich wünsche Ihnen den Glauben und das Vertrauen, diese Schritte auf Gott immer wieder zuzugehen. Er hat in Jesus Christus die Verbindungsbrücke schon lange gestiftet. Gehen, glauben, müssen wir nur selbst. AMEN!
Ihr Pfr. Paul-Gerhard Feilcke