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23.01.2022 Kategorie: Gemeinde

Gottes Wort zum Sonntag

Von Pfarrer Paul-Gerhard Feilcke für den 3. Sonntag nach Epiphanias

Das Predigtwort steht im Evangelium nach Matthäus (Kapitel 8, Verse 5 bis 13):

Jesus ging nach Kapernaum. Da kam ihm ein römischer Hauptmann entgegen. Er sagte zu Jesus: »Herr, mein Diener liegt gelähmt zu Hause. Er hat furchtbare Schmerzen!«Jesus antwortete: »Ich will kommen und ihn gesund machen.«  Der Hauptmann erwiderte: »Herr! Ich bin es nicht wert, dass du mein Haus betrittst! Aber sprich nur ein Wort, und mein Diener wird gesund!  Denn auch bei mir ist es so, dass ich Befehlen gehorchen muss. Und ich selbst habe Soldaten, die mir unterstehen. Wenn ich zu einem sage: ›Geh!‹, dann geht er. Und wenn ich zu einem anderen sage: ›Komm!‹, dann kommt er. Und wenn ich zu meinem Diener sage: ›Tu das!‹, dann tut er es.«
Als Jesus das hörte, staunte er. Er sagte zu den Leuten, die ihm gefolgt waren: »Amen, das sage ich euch: Bei niemandem in Israel habe ich so einen Glauben gefunden!  Ich sage euch: Viele werden aus Ost und West kommen. Sie werden mit Abraham, Isaak und Jakob im Himmelreich zu Tisch liegen.  Aber die Erben des Reiches werden hinausgeworfen in die völlige Finsternis. Da draußen gibt es nur Heulen und Zähneklappern.« Dann sagte Jesus zum Hauptmann: »Geh! So wie du geglaubt hast, soll es geschehen!« In derselben Stunde wurde sein Diener gesund.

Am Ende des Beitrags steht GOTTES WORT ZUM SONNTAG zusätzlich als PDF Datei zur Verfügung.

»OHNE WENN UND ABER!« 

Liebe Leserinnen & Leser,

der römische Hauptmann von Kapernaum – ein Vorbild für meinen eigenen Glauben? Als Kind habe ich diese Person und die nach ihr benannte Geschichte des heutigen Predigttextes so gesehen. Doch heute, da melden sich Zweifel. So einfach ist das doch nicht, mit dem Vertrauen auf Gottes gute Führung, vor allem nach nunmehr fast zwei Jahren Pandemiezeit. So einfach ist das doch nicht, mit dem bedingungslosen Vertrauen, nachdem so vieles dieser Tage so unsicher und ungewiss ist. Ob und wie unser Glaube etwas bewirkt, wissen wir nicht so genau, wir können es nur hoffen. Ich habe nie gedient, aber dennoch weiß ich aus Berichten und Erzählungen, dass Auftrag und Umsetzung, Befehl und Gehorsam beim Militär funktionieren mögen und müssen. Aber das Leben heute scheint doch um einiges komplizierter als ein einfaches Wenn-dann-so-Schema, wie es der römische Hauptmann von Kapernaum aufzeigt. 

Und doch, so viel Unsicherheit konnte sich der römische Hauptmann selbst wohl auch nicht leisten. In seinem Beruf zählen klare Strukturen. Vielleicht fällt es dem Mann deshalb leicht, die eigenen Grenzen zu erkennen. Wenn es um Gesundheit oder gar das eigene Leben geht, nutzt militärische Stärke oft recht wenig. Sondern da muss jemand mit anderen Kompetenzen her. Einer, der Leid und Schmerzen kennt und auch den Tod nicht fürchtet. Einer, dessen Liebe bis in die tiefsten Tiefen unseres Lebens reicht. Bis ganz nach unten. Darum, so glaube ich, wendet sich der römische Hauptmann an Jesus. Dass er das wagt, zeigt: Es gibt Situationen im Leben, da ist keine Zeit mehr für das Wenn und Aber. 

Manchmal und womöglich dieser Tage, mit der erneut rasanten Ausbreitung des Corona-Virus durch die Omikron-Variante, läuft wirklich alles auf die Frage hinaus, ob wir überhaupt noch Gottvertrauen haben. Ob wir überhaupt noch Hoffnung haben, die über unsere eigenen Möglichkeiten hinaus geht. Ob wir neben den vielen gescheiterten und gebrochenen Zusagen überhaupt noch der Zusage Jesu trauen können, dass Gottes Liebe uns immer und überall erreichen kann – auch über alle Einschränkungen und Verzichte hinweg. Als Antwort auf all diese wichtigen Fragen – Sie werden es vielleicht gemerkt haben – hilft kein Vielleicht oder Eventuell. Es hilft nur ein klares Ja oder Nein. 

Viele Menschen unserer Zeit empfinden solche Entscheidungssituationen als eine Zumutung. Wir wollen uns immer weniger festlegen oder an etwas binden. Die Erfahrung des Lebens zeigt aber, dass wir im Leben nicht um solche Entscheidungen herumkommen. Unser Leben mag seit dem März 2020 in vielen Bereichen komplizierter und belastender geworden sein. Die vielfältigen Beziehungen, die unser Leben ausmachen und durch die wir leben, mögen an so mancher Steller schwerer und unübersichtlicher geworden sein. Irgendwann aber läuft alles in meinem Leben auf eine Entscheidung hinaus. Irgendwann stellt sich eine einfache Frage: Haben wir neben aller Vernunft und Stärke, neben allen Niederlagen und Verlusten, auch noch Vertrauen oder nicht? Wie gut, wenn wir dann sagen können: Ja, ich vertraue. Selbst wenn vieles unklar ist – ich glaube an Gott, wie der römische Hauptmann. Ich glaube an Gott, ohne Wenn und Aber.   

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag. Gott beschenke und stärke uns immer wieder neu mit einem solchen Glauben. Bleiben Sie behütet und gesegnet.  

Ihr Pfr. Paul-Gerhard Feilcke

(Foto Pfarrer Paul-Gerhard Feilcke)

Beitrag von Pfarrer Paul-Gerhard Feilcke