Das Predigtwort zum heutigen 19. Sonntag nach Trinitatis steht im Alten Testament der Bibel, im Buch des Propheten Jesaja, Kapitel 38. Dort heißt es:
Und zu der Zeit wurde der König Hiskia todkrank. Und der Prophet Jesaja kam zu ihm und sprach: »So spricht Gott der Herr: Bestelle dein Haus, denn du wirst sterben und nicht am Leben bleiben.« Da wandte Hiskia sein Angesicht zur Wand und betete zum Herrn: »O Herr, mir ist angst und bange! Tritt als Bürge für mich ein!«
Am Ende des Beitrags steht GOTTES WORT ZUM SONNTAG zusätzlich als PDF Datei zur Verfügung.
HEILUNG IST MÖGLICH!
Liebe Leserinnen & Leser,
auch nach über anderthalb Jahren Corona-Pandemie, holt mich in bestimmten Momenten immer wieder die Angst ein. Angst um liebe Mitmenschen. Angst um die eigene Gesundheit. Angst vor dem Corona-Virus. Denn dass es noch immer unter uns ist und Menschen so mir nichts dir nichts aus der Fülle des Lebens reißt, erleben meine Frau und ich gerade selbst mit: Der Pastor, der uns vor drei Jahren traute, ist an Corona erkrankt und ringt seit Wochen in einem Krankenhaus mit dem Leben. Wir haben Angst um ihn, um seine Frau und um seine Kinder. Wir haben Angst, dass er es nicht schaffen könnte. Wir leiden mit. … … …
Angst ist ein Urgefühl menschlichen Seins. Angst kann aber auch wie ein Ballast sein, der sich zuweilen über unser ganzes Leben ausbreiten kann. »O Herr, mir ist angst und bange! Tritt als Bürge für mich ein!« Dieser Ausspruch stammt von Hiskia, einem König aus den Tagen des alten jüdischen Königreiches, von dem im Alten Testament der Bibel berichtet wird. Seine Angst wird uns unter unseren heutigen Bedingungen sofort verständlich, wenn wir das 38. Kapitel des Propheten Jesaja lesen. Hiskia hatte nämlich erfahren, dass er nur noch kurze Zeit zu leben hatte. Er war sterbenskrank.
Wenn die Bibel von Angst spricht, liegt die Betonung vielfach auf den äußeren Ursachen und nicht so sehr auf dem Gefühl, das durch eine Bedrohung ausgelöst wird. Die Ursachen für Ängste ähnlichen sich in gewisser Weise damals wie heute: das Älterwerden, Angst vor dem Versagen von Leistung, Angst vor anderen Menschen, Angst vor einer ungewissen Zukunft, Angst vor bedrohlichen Situationen, in die man hineingelangen könnte, wie etwa Krieg und Elend in vielen Teilen der Welt oder eine Corona-Infektion im eigenen näheren Umfeld bzw. an einem selbst. Oft geht mit der Angst sodann das Empfinden einher, dass vieles, wenn nicht gar alles um uns herum zusammenbricht oder dass uns keiner mehr wirklich helfen kann. Das war bei König Hiskia nicht anders. Er fürchtete sich zu sterben, aufgrund der Krankheit, an der er litt. Aber er wusste in seiner Angst auch, an wen er sich wenden konnte. Er glaubte an einen lebendigen Gott, der Herr ist über Leben und Tod. Was lag folglich näher, als sich genau jetzt an ihn zu wenden: »Tritt für mich ein!«
Wenn wir heute Angst vor scheinbar nicht abwendbaren Dingen oder gar vor dem Sterben selbst haben, dann können wir den gleichen Weg gehen wie damals König Hiskia. Denn der Fürsprecher, auch für uns, steht schon längst bereit. Wir nennen uns Christen, weil wir im Kern unseres Glaubens davon überzeugt sein dürfen, dass Jesus es uns ermöglicht, furchtlos und angstfrei vor Gott zu treten. Jesus ist der Mittler zwischen Gott und uns. Wenn wir ihn bitten, dass er mit unseren Anliegen vor Gott tritt, dass er - wenn wir ihm unsere »Akten« öffnen - er unsere »Fälle« vor Gott bringt, dann dürfen wir merken, wie der Friede Gottes in unser Herz einzieht und wie, trotz aller Mängel, trotz aller Schwierigkeiten und trotz allen Versagens, »Ängste« und Sorgen weichen können.
Und was die Ängste und Sorgen um unsere derzeitigen Lebensumstände betrifft – meine Frau und ich beten für den befreundeten Pastor und seine Familie. Wir sind davon überzeugt, dass – auch wenn wir fernab von ihm sind – Gott auch sein Fürsprecher ist. Wir glauben fest: Es gibt kein, aber auch wirklich kein Anliegen, dass Gott nicht verstehen könnte. In Jesus Christus steht er uns zur Seite und kann uns helfen, unsere Ängste zu überwinden. Ja, er kann auch Heilung schenken – damals wie auch heute.
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag. Gottes Einladung, für uns sich einzusetzen gilt. Wir brauchen ihn nur darum zu bitten bzw. zu ihm zu »beten«. Kommen Sie gesegnet und gesund in die neue Woche!
Ihr Pfr. Paul-Gerhard Feilcke