Suche

Nachricht

27.03.2022 Kategorie: Gemeinde

Gottes Wort zum Sonntag

Von Pfarrer Paul-Gerhard Feilcke am 27. März 2022

Das Predigtwort am 4. Sonntag der Passionszeit steht im 2. Brief des Apostel Paulus an die Gemeinde in Korinth (Kapitel 1, Verse 3 bis 7):

Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes, der uns tröstet in aller unserer Trübsal, damit wir auch trösten können, die in allerlei Trübsal sind, mit dem Trost, mit dem wir selber getröstet werden von Gott. Denn wie die Leiden Christi reichlich über uns kommen, so werden wir auch reichlich getröstet durch Christus. Haben wir aber Trübsal, so geschieht es euch zu Trost und Heil. Haben wir Trost, so geschieht es zu eurem Trost, der sich wirksam erweist, wenn ihr mit Geduld dieselben Leiden ertragt, die auch wir leiden. Und unsre Hoffnung steht fest für euch, weil wir wissen: wie ihr an den Leiden teilhabt, so werdet ihr auch am Trost teilhaben.

Am Ende des Beitrags steht GOTTES WORT ZUM SONNTAG zusätzlich als PDF Datei zur Verfügung.

Liebe Leserinnen & Leser, 

nun dauert der Krieg in der Ukraine schon über einen Monat an. Heute ist der 33. Tag der russischen Invasion. Das macht mich fassungslos. Mitten in eine scheinbar friedliche Zeit hinein – zumindest für uns in Europa! – wird die Bevölkerung eines Landes überfallen, getötet, misshandelt, Wohngebiete, Krankenhäuser und Kindergärten in Schutt und Asche gelegt. Über drei Millionen Menschen sind mittlerweile auf der Flucht, auch hierher zu uns nach Niedersachsen, ins Leinebergland. Tausende Menschen wurden ermordet, zehntausende verletzt.

Für viele von uns, die wir scheinbar weit weg in einem friedlichen Land leben, ist dies alles immer noch unfassbar. Vorgestern am Freitag, haben wir versucht, die Unfassbarkeit dieses Krieges zu verstehen, mit einer Friedensandacht auf dem Schulhof der Oberschule in Delligsen. Danke allen noch einmal, die daran mitgewirkt haben und an alle, die gekommen sind. Denn das Leid, das sich hinter so vielen schrecklichen Bildern und Geschichten verbirgt, die Bedrängnis, die damit verbunden ist, können wir nur schwer ermessen, geschweige denn sie in ihrer Tiefe mitfühlen. Erst wenn wir Geflüchteten begegnen, erst wenn sie uns von ihrem und dem Leid ihrer Familien unmittelbar erzählen, können wir vielleicht erahnen, was dort verloren und erlitten wurde und gelitten wird.

Die Frage ist und bleibt: Wie gehen wir mit diesen Bedrängnissen und dem Leid um? Zerstört es uns, macht es uns ohnmächtig, hilf- und hoffnungslos? Für Paulus ist klar: Hier, gerade hier, zeigt sich die Kraft des christlichen Glaubens: »In dem allem überwinden weit wir durch den, der uns geliebt hat.« (Röm 8,37). Überwinden heißt darauf zu vertrauen, dass der Vater Jesu Christi, der Gott allen Trostes, nicht Tod und Zerstörung will, sondern Leben und Hoffnung. Sein Wille für mein Leben, sein Wille für unser Leben, für das Leben der Menschen in der Ukraine, in Russland in aller Welt. In Jesus Christus hat er uns das ein für allemal gezeigt, dass er kann und dass er das auch tut. Gottes Wille ist Leben und Zukunft für diese Welt. 

Paulus erzählt in seinen Briefen immer wieder seine Lebensgeschichte. Nicht um seiner großartigen Survival-Fähigkeiten willen. Er erzählt auch nicht davon, dass er »Glück gehabt hätte« oder dass »das Schicksal«, die Vorsehung oder weiß Gott wer, sein Leben erhalten hätte. Nein, Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, selbst ist es, der ihn gerettet hat aus aller Bedrängnis. Er selbst ist es gewesen, der ihm das Leben erhalten hat. Das ist der Trost, der Paulus widerfahren ist, und den er gern an die Gemeinde in Korinth weitergibt: Gott lässt dich nicht. In seinen Augen bist du wertvoll. Sei dir gewiss: Du kannst nie tiefer fallen als in Gottes Hand.

Doch klingt das tröstlich, angesichts dessen, was wir dieser Tage erleben? Wir sehen doch das Leid, das den Ukrainern zugefügt wurde. Wir sehen auch eine Welle der Gemeinschaft und der Solidarität in ganz Europa. Leisten nicht gerade dieser Tage viele Menschen in Polen, in der Tschechei, in der Slowakei in Rumänien, Moldawien und viele in Deutschland Großartiges? 

Leid kann Gemeinschaft herstellen, wenn es geteilt wird. Sicher, auch dadurch können wir uns die Welt nicht machen, wie wir sie gerne hätten. Aber wir können beten und hoffen, handeln und die Zeit nutzen. Wir können so arbeiten und uns einsetzen, dass etwas sichtbar wird, von der Hoffnung und dem Trost, den uns der christliche Glaube zu allen Zeiten verspricht. 

Was bedeutet das für unsere Gemeinde konkret? Die Friedensandacht am Freitag auf dem Schulhof der Oberschule in Delligsen hat es mir deutlich vor Augen geführt. Darum geht es:

Augen auf!

Erkennen, wo wir gebraucht werden. Wo ist meine Hand vonnöten? Wo soll ich anpacken? Was kann ich tun? Trost hat es mit Worten und Taten zu tun, die wirklich getan werden. Mit Menschen, die man drückt und denen man oft ganz einfach praktisch hilft, beispielsweise mit einer Unterbringung oder einer gefüllten Tasche mit Lebensmitteln, Kleidung oder Medikamenten.

Ohren auf!

Die Stimme der Bedürftigen und unter die vom Krieg getroffenen laut werden lassen. Auch vor Gott – im Gebet. Vor ihm gilt, was schon Hanna, die Mutter des späteren Propheten Samuel wusste: »Lasst euer großes Rühmen und Trotzen. Denn er Herr ist ein Gott, der es merkt und vor ihm werden Taten gewogen. Der Bogen der Starken wird zerbrechen und die Schwachen werden umgürtet sein mit Stärke.« (1. Sam 2,3.4)

Mund auf!

Die Stimme erheben und sprechen von Gottes Wirken, auch dieser Tage, hier in unserer Welt. Wie unser heutiges Predigtwort anhebt: »Gelobt sei…« Das ist ein Lied in dunkler Nacht, das auf Gottes neuen Morgen vertraut. Im Vertrauen auf Gott kommen die Hoffnung und der Trost zur Sprache, die uns Gott schenkt: Dass Gott ein Gott des Lebens ist und die Finsternis und das Böse nicht siegen werden. 

Gott gebe uns ein festes Herz voller Vertrauen in diesen Tagen. In diesem Sinne wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag. Der Friede Gottes, bewahre unsere Herzen und Sinne, in Jesus Christus, unseren Herrn. AMEN! 

Ihr Pfr. Paul-Gerhard Feilcke

(Foto Pfarrer Paul-Gerhard Feilcke)

Beitrag von Pfarrer Paul-Gerhard Feilcke