Das Predigtwort am 3. Sonntag der Passionszeit steht im Alten Testament der Bibel, im 1. Buch der Könige (Kapitel 19, die Verse 1-8):
Und König Ahab sagte seiner Königin Isebel alles, was Elia getan hatte und wie Elia alle Propheten des Götzen Baals mit dem Schwert umgebracht hatte. Da sandte Isebel einen Boten zu Elia und ließ ihm sagen: Die Götter sollen mir dies und das tun, wenn ich nicht morgen um diese Zeit dir tue, wie du mit den Propheten des Baals getan hast! Da fürchtete Elia sich, machte sich auf und lief um sein Leben und kam nach Beerscheba in Juda und ließ seinen Diener dort. Er aber ging hin in die Wüste eine Tagereise weit und kam und setzte sich unter einen Wacholder und wünschte sich zu sterben und sprach: Es ist genug, so nimm nun, HERR, meine Seele; ich bin nicht besser als meine Väter.
Und er legte sich hin und schlief unter dem Wacholder. Und siehe, ein Engel rührte ihn an und sprach zu ihm: Steh auf und iss! Und er sah sich um, und siehe, da lagen ein geröstetes Brot und ein Krug mit Wasser. Und als er gegessen und getrunken hatte, legte er sich wieder schlafen. Und der Engel des HERRN kam zum zweiten Mal wieder und rührte ihn an und sprach: Steh auf und iss! Denn du hast einen weiten Weg vor dir. Und er stand auf und aß und trank und ging durch die Kraft der Speise vierzig Tage und vierzig Nächte bis zum Berg Gottes, dem Horeb.
Am Ende des Beitrags steht GOTTES WORT ZUM SONNTAG zusätzlich als PDF Datei zur Verfügung.
Liebe Leserin, lieber Leser,
es tut uns gut, wenn wir in schweren Stunden jemanden an unserer Seite haben, der für uns da ist, der uns beisteht, der zu uns hält, der uns versteht, der uns hilft. Jemand, quasi gleich einem Engel. Und es ist gut, wenn wir Anderen zum Engel werden können, wenn wir ihnen beim Wandern durch ein dunkles Tal zuverlässiger Begleiter sind. Wenn wir jemand sind, der oder die mit Wort und Tat unterstützt, da ist, tröstet, Mut zuspricht und zur Seite steht. Der Engel, der dem Propheten Elia aus unserer Erzählung ein Stück Brot und einen Krug Wasser brachte, spricht die aufmunternden Worte: »Steh auf und iss!« Da erhält der erschöpfte und frustrierte Elia seinen Lebensmut zurück.
Viele Stellen der Bibel zeigen die starke Symbolkraft von Essen und Trinken. Jesus hat gemeinsame Mahlzeiten genutzt, um seine Verbundenheit mit den Menschen auszudrücken. Solche Zeichen haben seine Freunde und Gegner sehr wohl verstanden. In den Abendmahlsfeiern wurden sie dann zu festen Ritualen unseres Glaubens, bis heute. Hier wird für uns als Gemeinde, als Christinnen & Christen, immer wieder deutlich, dass wir einen Herrn haben, der unser Freund und Heiland ist, der mit uns eine unauflösliche Gemeinschaft bildet.
In diesen Tagen ist der Dienst von Engeln besonders gefragt. Wir erleben einen Krieg auf unserem Kontinent. Wir sehen die Gewalt, das Leid und das Unrecht und spüren doch, dass wir in gewisser Weise ratlos wie hilflos gegenüber dieser Situation sind. In einem aber sind sich viele Christinnen und Christen dieser Tage einig: Dieser, wie auch so viele andere Kriege auf unserem Erdball, müssen aufhören. Als christliche Gemeinschaft, auch in Delligsen, in Brunsen, in Wenzen, in Eimen, in Hallensen, in Bartshausen, in Voldagsen und in Holtershausen, dürfen wir mit dem Liederdichter Paul Gerhardt einstimmen: »Mach End o Herr, mach Ende mit aller unsrer Not…« (aus »Befiehl du deine Wege«). Vielleicht hören wir dieser Tage auch das »Kyrie eleison« – »Herr, erbarme dich«, ganz neu, ganz intensiver als in letzter Zeit. Wie dieser Konflikt ausgehen wird? Hoffen wir das Beste und folgen wir dem Ratschlag des Hebräerbriefes, der dazu schreibt: »Werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat.« (Hebr. 10, 35)
Denn was hat Elia in unserem heutigen Predigtwort letztlich gerettet? Nicht ein Gewaltakt des eigenen Willens! Nicht unbedingt das Wasser und das Brot. Sondern: dass er mehrmals »angestoßen« und »berührt« wurde. Die wiederholte Berührung mit dem lebendigen Gott, der auch heute noch wirken kann. Die Rettung kam von außen. Die Bibel erzählt: Das können buchstäblich nur Engel – einen Menschen aus Angst, Verzweiflung oder sogar Todesstarre lösen. Jemand, der oder die mich berührt und sagt: »Du! Auf, komm!« Die Stärkung des Elia beginnt, als er die elementaren Lebensmittel annimmt. Dafür stehen in der Bibel »Brot und Wasser« auch symbolisch: für das, was ein Mensch in seiner Wüste am allernotwendigsten braucht, um erst einmal überhaupt zu überleben.
Das kann in diesen Tagen, wo viele Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine nach Deutschland kommen zum Beispiel die herzliche Aufnahme und die Versorgung mit einem Dach über dem Kopf, Essen und Trinken sowie Kleidung und Medizin sein. Das können kraftgebende Schubs sein, wenn solche aber auch andere Menschen sich trotz dieser unsicheren und mitunter schlimmen Zeiten getragen, unterstützt und wertgeschätzt fühlen. Das können auch im dritten Jahr der Corona-Pandemie lebenskräftigende Tätigkeiten sein, wie das Übernehmen von Einkäufen, Behördengänge usw. Hinter all diesen Berührungen des Lebens, kann Gott mit dahinterstehen. Versuchen wir das doch dieser Tage neu zu glauben und zu leben. In vielem, was uns und anderen Menschen so widerfährt, ist er dennoch da: der uns zugewandte Gott, der uns immer wieder, manchmal ganz unscheinbar, anstößt und berührt und uns somit einen Weg zeigt, den wir gehen können und sogar ein Ziel vor Augen hält, dass wir gemeinsam mit ihm erreichen können.
Alle Wege führen nach Rom, heißt es in einem geflügelten Wort. Im christlichen Vertrauen gesprochen müsste es, nicht nur dieser Tage, heißen: Alle Wege, die folgerichtigen und die durch Irrungen und Wirrungen, die behüteten und die durch Not und Leid gegangenen – sie alle können uns nicht von Gott abbringen, der an unserer Seite bleibt. Auch wenn ich schon wanderte im finsteren Tal!
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag. Der Friede Gottes, bewahre unsere Herzen und Sinne, in diesem Glauben. AMEN!
Ihr Pfr. Paul-Gerhard Feilcke.