Das Predigtwort für den Erntedanksonntag steht im Jakobusbrief (Kapitel 1, Vers 17):
Alles Gute kommt von oben herab, von dem Vater der Lichter.
Am Ende des Beitrags steht GOTTES WORT ZUM SONNTAG zusätzlich als PDF Datei zur Verfügung.
DANKBAR FÜR ALL DAS GUTE!
Liebe Leserinnen & Leser,
es ist schon eine Weile her, als ich ein Buch über Kriegsheimkehrer las. Doch eine Lebensgeschichte daraus ist mir nachhaltig in Erinnerung geblieben. Darin äußerte sich ein alter Mann, dass es ihm schwer falle, Brot wegzuwerfen. Dass Brot auch mal trocken wird, kennen wir. Es ist naheliegend, es dann zu entsorgen und neues zu kaufen. Der alte Mann dachte da anders: Er aß das Brot. Warum machte er das? Das sind doch nur wenige Cent!? Und dann erzählte der alte Mann seine Lebensgeschichte: Der alte Mann hieß Peter. Peter wuchs in der Sowjetunion auf. Die Kriegsjahre hatte er als Jugendlicher miterlebt. Hunger, Kälte, Armut – alles kannte Peter schon in jungen Jahren. So auch das Leben in den damals berüchtigten Gulags, den Strafgefangenenlagern in Sibirien. Hierhin wurde Peter mit seiner Familie als politisch Verfolgte unter dem damaligen sowjetischen Diktator Josef Stalin verbannt. Hier geschah es nun, dass er mit einer Gruppe von Menschen schließlich nach Jahren die Flucht wagte. Doch dabei verlor er seine Familie aus den Augen. Es vergingen viele Monate, in denen sie nichts voneinander wussten. Peter schlug sich irgendwie durch. Diese Zeit prägte ihn sehr.
Im Angesicht dieser Geschichte frage ich mich: Wie ist das bei mir heute eigentlich? Ich weiß eigentlich nicht, was wirklich Hunger ist. Wenn ich mal doch kurzfristig hungrig bin, dann kann es beispielsweise daran liegen, dass ich morgens keinen großen Appetit hatte. Ich habe immer genug anzuziehen. Ich kenne NUR Wohlstand! Mein Kind ebenso. Ist das ein Problem? Nicht unbedingt. Das Problem ist aber: Es ist für mich oftmals mich einfach selbstverständlich. Viel zu selten denke ich daran, dass ich zu einem ganz geringen Prozentsatz gehöre, denen es so geht – auch und viel mehr noch im Angesicht der Corona-Pandemie. Das mir hierfür oft der Blick fehlt macht mich beschämend. Warum durfte ich in Deutschland groß werden? Warum habe ich Eltern, die mich gut versorgt haben? Warum muss ich mir keine Gedanken um das Essen für morgen machen? Viele Fragen kann ich nicht beantworten.
Erntedank 2021. Gerade dieses Erntedankfest, nach über einem Jahr Pandemie, gerade dieses Erntedankfest am Gedenktag der friedlichen Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten, heute vor 31 Jahren, am 03. Oktober 1990, all dies kann mir das Herz und den Blick mit Dankbarkeit erfüllen. Denn es ist nicht selbstverständlich. Ja, ich will nicht vergessen, wem ich all das zu verdanken habe. Wir kennen ja diese Redensart: »Alles Gute kommt von oben.« Das ist eine Kurzfassung unseres heutigen Bibelwortes aus Jakobus 1,17. Dort heißt es: »Alles Gute kommt von oben herab, von dem Vater der Lichter.« Wenn das nicht ein Grund ist, um sich neu voller Glauben und voller Vertrauen Gott zuzuwenden und ihm von Herzen zu danken! Gott! Er ist der Geber aller guten Gaben. Ich will dankbar sein – nicht nur heute, am Erntedankfest.
»Alle gute Gabe, kommt her von Gott dem Herrn, drum dankt ihm, dankt, drum dankt ihm, dankt und hofft auf ihn! AMEN!« Einen gesegneten Sonntag. Kommen Sie gut in die neue Woche.
Ihr Pfr. Paul-Gerhard Feilcke