Frieden auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens…
…“Hass in sich zu haben ist sinnlos. Es ist, als würde man einen Skorpion essen, um ihn dafür zu bestrafen, dass er dich gestochen hat.“ (Matt Haig)
Ich liebe den in jedem Jahr neu erscheinenden Kalender „Der Andere Advent“. Genau wegen Sätzen, wie diesem hier, wegen Geschichten, Gedichten, Bildern und Liedversen, die mich zum Schmunzeln oder Nachdenken bringen, etwas in mir anrühren, das die „andere“ Seite der Advents- und Weihnachtszeit zum Klingen bringt.
Hass in sich zu haben ist sinnlos. In anderen Jahren hätte ich diesen Satz, den ich unter „Ratschlägen, die ich hilfreich finde, aber nicht immer befolge“ fand, vermutlich einfach überlesen. Aber in diesem Jahr sprach er mich an und ich habe ihn mir mit einem Ausrufezeichen markiert. Denn wir leben in schwierigen Zeiten und zusehends in einer Gesellschaft, die immer weiter auseinanderdriftet. Die sich aufteilt in Impfbefürworter und Impfgegner. In der sich politische und soziale Gräben auftun, die immer weiter auseinanderklaffen. Die Debatten spalten Gemeinschaften bis in Familien und Freundeskreise hinein und sie vergiften die Stimmung über allen äußerlichen Weihnachtsglanz hinweg, der versucht die Welt in ein sanfteres Licht zu hüllen.
Wir gehen auf Weihnachten zu, das wie auch im letzten Jahr ganz anders als erhofft und erwartet gefeiert und begangen werden muss. Ausgesucht und gewünscht hat sich das niemand, und für alle ist es beschwerlich.
Aber auch in diesem Jahr wird es auf seine ganz eigene Art Weihnachten werden, und werden wir als Christinnen und Christen die Weihnachtsbotschaft von der einst geschehenen Geburt des Gotteskindes verkünden. An den unterschiedlichsten Orten, nicht nur in unseren großen Kirchen, sondern auch unter freiem Himmel auf unseren Dörfern und im Internet wird sie zu hören sein. Überall dort kann man den alten Worten der Weihnachtsgeschichte folgen.
Vielleicht klingen auch hier in diesem Jahr ganz andere Sätze im Herzen nach und bleiben in den Ohren hängen, als in „ganz normalen Jahren“, wo sie unter allem Festglanz verschwinden. Alle Jahre wieder neu gehörte Sätze, wie die Botschaft der Engel:
Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen. Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.
Wenn wir Weihnachten nicht nur als Folklore mit liebgewonnenen Ritualen begreifen, und das „Fest der Liebe“ nicht nur ein Werbeslogan sein soll, dann sollten wir uns die Weihnachtsbotschaft gerade in diesem wiederum so anderen Jahr ganz besonders zu Herzen nehmen. Denn so wie das Wunder von Gottes Menschwerdung ganz klein und unscheinbar mit der Geburt eines Kindes seinen Anfang nimmt, beginnt der Frieden auf Erden nicht irgendwo da draußen, bei denen, die mehr Macht und Einfluss haben, sondern letztendlich bei uns selbst. Mit Wut oder gar Hass im Herzen kann Weihnachten nicht bei uns einziehen, dies zu versuchen, ist genauso sinnlos, wie einen Skorpion zu essen. Weihnachten steht eben genau dafür, all das, was uns beschwert oder uns innerlich verhärten lässt, einmal ruhen zu lassen und unser Herz zu öffnen für den Lichtfunken Göttlichkeit unter uns Menschen. Wenn wir das wahr und ernst nehmen, dann können wir diesen Lichtfunken bei uns ebenso entdecken wie in unserem menschlichen Gegenüber. Dann kann Weihnachten Frieden stiften, dort wo Hass und Zwietracht gesät worden sind. Wut und Hass wollen Angst schüren und klein machen. Wo Gottes Frieden im Herzen einziehen darf, will er uns aufrichten und von Furcht und Verzagtheit befreien. Darum:
Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren. Öffnen Sie Ihre Herzen, damit Frieden und Freude einziehen dürfen, ganz besonders auch in diesem Jahr!
Ich wünsche Ihnen ein friedvolles Weihnachtsfest und ein gesegnetes neues Jahr,
Ihre Pröpstin Meike Bräuer- Ehgart